LeSS im Vergleich mit Nexus, SAFe, Scrum@Scale und dem Spotify-Modell
Wenn Unternehmen mit mehreren agilen Teams an einer Lösung - einem Produkt oder einem Service - arbeiten wollen, fehlt häufig das Wissen und die Erfahrung, wie die Skalierung der Teams gestartet und zielführend gemanagt werden sollen. Als Leitfaden zur agilen Skalierung wurden verschiedene Skalierungs-Frameworks entwickelt, die je nach Kontext hilfreich sein können. Doch welches passt am besten zu Ihrem individuellen unternehmerischen Kontext?
Wir haben die gängigsten agilen Skalierungs-Frameworks für Sie unter die Lupe genommen.
Das Large Scale Scrum Framework (LeSS) versteht sich als eine tatsächliche Skalierung von Scrum. Denn während viele andere Frameworks so konzipiert sind, dass sie Scrum zwar integrieren (können), hat LeSS den Anspruch, weiterhin Scrum in seiner Ursprungsform zu sein - nur eben skaliert.
Entwickelt wurde das LeSS Framework von Craig Larman und Bas Vodde.
LeSS ist gemacht für zwei bis acht Scrum Teams, die gemeinsam ein Produkt entwickeln und dafür die gleichen Scrum Events nutzen. Jedes Team besteht dabei aus Entwicklern und einem Scrum Master. Da alle Teams gemeinsam an einem Produkt arbeiten, gibt es weiterhin nur einen Product Owner, der die Ergebnisverantwortung für das Produkt trägt und hierfür ein Product Backlog managt.
Dennoch stechen folgende zwei Änderungen von LeSS heraus:
Das Planning findet in zwei Schritten statt: Im Planning 1 kommen alle Teams zusammen und entscheiden gemeinsam, welche Features im nächsten Sprint von welchem Team umgesetzt werden. Im anschließenden Planning 2 ziehen sich die einzelnen Teams zurück, um für sich einen Plan zu entwickeln, wie sie die Arbeit im Sprint erledigen werden.
Die Review wird wiederum von allen Teams gemeinsam durchgeführt. So wird sichergestellt, dass nicht nur die Stakeholder Feedback zum jeweiligen Increment geben können, sondern auch gleichzeitig alle Teams wissen, was entwickelt wurde. Um die Zusammenarbeit zwischen den Teams zu verbessern, wird in Ergänzung zur Team Retrospective zusätzlich eine teamübergreifende Retrospective durchgeführt.
LeSS eignet sich für Teams, die bereits Erfahrung mit Scrum haben und diese Vorteile auch weiterhin nutzen möchten, ohne eingeschränkt zu werden. Auch wenn sich Ihre Organisationsstrukturen längst im Wachstum befinden, kann Ihnen LeSS dabei helfen, diese Strukturen zu vereinfachen - durch Deskalierung statt Skalierung - denn: Sie benötigen keine weiteren Rollen, Events oder Artefakte neben denen des Scrum Frameworks.
Unser Team kommt hinsichtlich des LeSS Frameworks zu folgender Empfehlung:
Haben Sie in Ihrer Organisation bereits ein reifes Scrum Team, das kontinuierlich Wert liefert, können Sie mit LeSS schnell skalieren, ohne neue Strukturen schaffen zu müssen. Dadurch sparen Sie nicht nur Kosten und Zeit, sondern auch das Alignment der beteiligten Menschen ist sehr hoch. LeSS kann Ihnen andererseits auch dabei helfen, kompliziert gewachsene Strukturen abzubauen und organisatorische Konstrukte zu vereinfachen. Durch den Einsatz von Feature Teams sparen Sie sich zudem das Managen von Abhängigkeiten, da jedes Team für sich entwickeln kann.
Aus letztgenanntem Vorteil entsteht allerdings auch ein entscheidender Nachteil: Denn LeSS gibt Ihnen keine Hilfestellung an die Hand, wie Sie vor Ende des Sprints die Feature Increments der einzelnen Teams zu einem potentiell auslieferbaren, integrierten Product Increment zusammensetzen können. Diese Herausforderung wird der Selbstorganisation der Teams überlassen, was jedoch einen hohen Reifegrad voraussetzt. Genauso ist es bei der täglichen Zusammenarbeit. Hier ist jeder Einzelne dafür verantwortlich, den Austausch zwischen den Teams selbst zu fördern.