SAFe im Vergleich mit Nexus, LeSS, Scrum@Scale und dem Spotify-Modell
Wenn Unternehmen mit mehreren agilen Teams an einer Lösung - einem Produkt oder einem Service - arbeiten wollen, fehlt häufig das Wissen und die Erfahrung, wie die Skalierung der Teams gestartet und zielführend gemanagt werden sollen. Als Leitfaden zur agilen Skalierung wurden verschiedene Skalierungs-Frameworks entwickelt, die je nach Kontext hilfreich sein können. Doch welches passt am besten zu Ihrem individuellen unternehmerischen Kontext?
Wir haben die gängigsten agilen Skalierungs-Frameworks für Sie unter die Lupe genommen.
Das Scaled Agile Framework (SAFe) ist ein umfangreiches Rahmenwerk, das einen weiteren Weg aufzeigt, wie Unternehmen skalieren können. Es verwendet sowohl Prinzipien und Praktiken aus der agilen und der Lean-Software-Entwicklung, als auch aus dem Systemdenken und Design Thinking.
Entwickelt wurde SAFe von Dean Leffingwell und Scaled Agile, Inc.
SAFe baut sich durch drei verschiedene Ebenen auf, die implementiert werden können:
Die Grundlage bildet die Essential-Ebene. Hier wird ein minimales Set von Rollen, Events und Artefakten implementiert, um mit Hilfe von agilen Teams kontinuierlich Business-Lösungen fertigzustellen. Dabei können die Teams wählen, ob sie Scrum, Kanban, XP oder eine Kombination davon verwenden. Jedes Team muss in seinen Iterationen eine Reihe von Regeln und Praktiken befolgen, wie zum Beispiel die „built-in quality”. Alle Beteiligten zusammen (agile Teams, Release Train Engineer, System Architect, Product Management und Business Owners) bilden einen Agile Release Train (ART).
Die Large-Solution-Ebene erweitert die Essential-Ebene um zusätzliche Rollen, Praktiken sowie weitere Orientierungshilfen. So können mehrere Agile Release Trains koordiniert und zu einem Solution Train zusammengeschlossen werden. Hierbei helfen das Solution Management, der Solution Architect und der Solution Train Engineer (STE).
Die Portfolio-Ebene schließt die Lücke zur Strategie und organisiert einen oder mehrere Wertströme. Hierzu gehört auch die Fähigkeit und Kultur einer Organisation, fortwährend zu lernen. Auch hier werden zusätzliche Rollen, Events und Artefakte eingeführt.
Es können auch alle SAFe-Ebenen (full configuration) gleichzeitig implementiert werden. Dies bietet sich besonders bei großen Unternehmen an, um Wertströme zu identifizieren und in regelmäßigen Iterationen Wert zu schaffen.
SAFe ist von allen agilen Frameworks das schwergewichtigste - und steht damit zunächst einmal im Widerspruch zum Grundverständnis von Agilität. Daher empfehlen wir Ihnen, das SAFe Framework erst dann für Ihr Unternehmen in Betracht zu ziehen, wenn Sie sich bereits empirisch bewiesen haben, dass Sie Ihre Teams nicht durch ein leichtgewichtigeres agiles Framework effektiv skalieren können.
Wir bewerten SAFe wie folgt:
Ein durchaus positiver Aspekt von SAFe ist die Autonomie der Teams: Sie können selbst entscheiden, ob sie Scrum, Kanban, XP oder eine Kombination daraus einsetzen wollen. Durch festgelegte Rollen und Verantwortlichkeiten sowie vorgeschriebene Praktiken, Events und Artefakte erhalten Unternehmen außerdem klare Vorgaben an die Hand.
Die vielen Rollen, Artefakte, Events und Regeln von SAFe können jedoch auch einen Nachteil darstellen: Sie erschaffen nicht nur einen hohen (Schulungs-) Aufwand. Zudem erwecken sie den Anschein, dass durch SAFe Planungssicherheit in komplexen Sachverhalten geschaffen wird, die naturgemäß nur eingeschränkt vorhersagbar und planbar sind. Daraus entsteht auch die Gefahr, dass SAFe unreflektiert angewendet wird, ohne dessen „Fit” für die eigene Organisation und deren Kontext zu berücksichtigen.